Die allgemeine Stimmung in Europa ist mies. Die Menschen sind ängstlich und gereizt und suchen bei populistischen Parteien Sicherheit und Trost. Was Unternehmer schon lange wissen: der einzige Weg aus einer Situation der Unzufriedenheit ist es, Verantwortung für sich selbst zu übernehmen und unerschrocken in die Zukunft zu schreiten. Eine Mentalität von der auch andere lernen können.
Neulich hat Rainer Nowak, Chefredakteur der österreichischen Tageszeitung „Die Presse“, einen Leitartikel geschrieben mit dem Titel „Kühl gegen das Gebrüll“. Dieser Artikel – nur ein paar Absätze lang – fasste schriftlich zusammen, was man lange im Gefühl hatte. Nämlich: nach Jahrzehnten steigernder Wirtschaftskraft und Wohlstand sind wir an einem Punkt gelangt, wo es wie gewohnt nicht mehr weitergehen kann. Etwas muss nachgeben. Das Ergebnis der US-Wahl am 9. November ist der endgültiger Beweis, dass genau das passiert.
Die Spannungen steigen
Seit dem Ausbruch der Wirtschaftskrise 2008 ist die Nervosität unter den Menschen immer weiter gestiegen; viele haben Angst vor dem wirtschaftlichen und sozialen Abstieg. Und – wie wir diese Woche in aller Deutlichkeit gesehen haben – werden diese negativen Gefühle an die gehasste politische Elite rausgelassen. In den Augen der Bevölkerung hören „die da oben“ nicht mehr zu – genießen aber trotzdem die Vorteile des Lebens in der politischen Schnellbahn in vollen Zügen. Weit, weit weg von den Sorgen und Interessen der normalen Bürger. Diese sehen sich sich alleine gelassen, ausgenützt, für dumm verkauft.
Nach vergangenen, gefühlt besseren Zeiten zu sehnen bringt jetzt (Nowaks Meinung nach) doch nichts; es kann nur nach vorne ins Unbekannte gehen. Bestehende Probleme gehören aufgegriffen, Lösungen gesucht, neue Wege eingeschlagen. Wir werden aus unserer kollektiven Komfortzone förmlich herauskatapultiert und zu neuen Herausforderungen aufgerufen. Nicht zuletzt müssen wir auch kritisch überdenken, was uns der Staat wirklich schuld ist und wofür wir selber einstehen müssen. Das ist alles natürlich ganz schön unbequem und lässt einige entsetzt nach Hilfe schreien.
Die Wende fängt bei dem Einzelnen an
Der Bürger ist doch niemals ganz machtlos oder ausgeliefert. Die Verantwortung für das eigene Glück auf einen anderen abzuschieben zeigt lediglich, dass man mit der Situation selbst überfordert ist. Diese kindlich-hilflose Einstellung ist mitursächlich für die aktuelle Stimmung der Angst und bringt immer mehr Menschen dazu, die Antworten für ihre Probleme bei populistischen Parteien zu suchen. Ob die AfD in Deutschland, die FPÖ in Österreich oder der Front National in Frankreich – überall sind diese Parteien auch auf dieser Seite der Atlantik im Aufwind.
In diesem Sinne stellte Nowak klar: es kann keine politische Partei und kein einziger Volksvertreter alles richten. Niemand kann uns die volle Verantwortung für unsere Leben und unsere Gefühle abnehmen. Es liegt an den Einzelnen, seine eigene schlechte Stimmung in eine gute umzuwandeln in dem er lernt, statt mit Pessimismus mit Optimismus in die Welt zu schauen. Als gesellschaftliche Vorbilder in diesem Zusammenhang nannte er (neben Forschern und Künstlern) Unternehmer.
Jeder ist der Geschäftsführer des eigenen Lebens
Ähnlich sah es der österreichische Bundeskanzler Christian Kern in einer kurzen Rede anlässlich der geplanten Wirtschaftsreformen. Laut Kern sind Unternehmer jene, die wahrlich „an der Front“ der Wirtschaft arbeiten, dem Rest vorausgehen und neue Möglichkeiten entdecken – wovon letztendlich die Allgemeinheit profitieren können. Derzeit bestehen ca. 314.000 KMUs in Österreich; sie beschäftigen rund 1,8 Millionen Menschen und bilden somit eine stützende Säule der Wirtschaft der Alpenrepublik.
Und ja, die Kerneigenschaften eines Unternehmers – Probleme feststellen, Lösungen ausdenken, aktiv werden, Risiken eingehen, Pionierarbeit – sind jetzt dringend gefragt. Und nicht nur in der Wirtschaft, sondern im Alltag. Es gibt keinen Grund zu denken, dass unternehmerisches Handeln einer kleinen Elite vorbehalten bleibt. Jeder kann das – im eigenen Leben der Geschäftsführer sein. Ändert man die eigene Einstellung, ist die Welt nicht mehr voller Bedrohungen denen man ausgeliefert ist, sondern mit Möglichkeiten übersät.
Man muss nur Mut haben und „ja“ sagen.