Hinter den banalsten Objekten des Alltags stehen Unternehmer, ihre Erfolge und Misserfolge. Ein kleiner Spaziergang durch die Geschichte des Unternehmertums.
Es ist ein ganz normaler Tag: man geht zum Supermarkt, um ein paar Sachen zu kaufen – Butter, Milch, Nudeln und Toilettenpapier. Auf dem Heimweg kauft man sich eine Zeitung und zahlt bar. Zurück in der Wohnung ruft ein Kunde an – dabei macht man mit einem Kugelschreiber Notizen.
Das ist alles andere als spektakulär. Doch hinter diesem unscheinbaren Fall stecken viele Unternehmer, deren Erfindungen unseren Alltag entscheidend beeinflusst haben. Hier werden ihre Storys erzählt.
Toilettenpapier – Joseph Gayetty
Vor dem 19. Jahrhundert war Toilettenpapier in einem einzigen Land bekannt – China. Sonst wurden verschiedene Materialien zur Reinigung nach dem Toilettengang verwendet: Wasser, Zweige, Stofffetzen – sogar Steine!
Gayetty, ein in New York wohnhafter Erfinder und Unternehmer, kam auf die Idee von Toilettenpapier in 1857. Sein Papier bestand aus Manilahanf und wurde nicht als Reinigungsprodukt vermarktet, sondern als Mittel gegen Hämorrhoiden.
Dieses Produkt war ein kommerzieller Misserfolg. Die verbreitete Verwendung von Toilettenpapier als ein Hygieneprodukt kam erst Jahre später als die Scott Brüder Papier auf einer Rolle auf den Markt brachten.
Goldmünzen – König Krösus
Krösus war der letzte König von Lydien (heute: Westtürkei) und ging in die Geschichte ein, weil er die ersten Münzen prägen ließ. Diese ersten Münzen bestanden aus Elektron (eine Legierung aus Gold und Silber) und fungierten als Zahlungsmittel.
Diese Erfindung brachte Krösus den Ruf von unvorstellbarem Reichtum ein, woran heute noch die Redewendung „reich wie Krösus sein“ erinnert.
Telefon – umstritten
Kaum eine Erfindung symbolisiert die Gemeinheit und den Opportunismus des Unternehmertums besser als das heute allgegenwärtige Telefon.
Lange galt der gebürtige Schotte Alexander Graham Bell als der Erfinder des Telefons. Jedenfalls war er der erste, der aus dem Konzept des Telefons Kapital schlug. Er entwickelte die Vorgängermodelle zur Marktreife weiter und ließ dafür in 1876 ein Patent registrieren.
Hinter dem Telefon steckt jedoch eine zweite Geschichte – die des italienischen Einwanderers Antonio Meucci. Dieser hatte bereits 1860 in den USA einen Fernsprechapparat entwickelt – konnte sich jedoch aufgrund seiner schwierigen wirtschaftlichen Lage keinen ausreichenden rechtlichen Schutz für seine Erfindung leisten.
Bell, der ein Labor mit Meucci teilte (und daher Zugang zu Meuccis Arbeitsmaterialian hatte), hatte wohl Meuccis Vorgängermodell als Grundlage für seine Erfindung herangezogen. Trotz jahrelanger Streitigkeiten gelang es Meucci nicht, Anerkennung für seine Erfindung zu sichern oder finanzielle Entschädigung von Bell zu erhalten. Meucci starb verarmt im Jahr 1889.
Erst 2002 wurden Meuccis Leistungen mit einem Beschluss des Repräsentantenhaus des amerikanischen Kongresses gewürdigt. Doch auch dieser Beschluss ist umstritten – kurz darauf fasste das kanadische Parlament einen ähnlichen Beschluss, der Bell als Erfinder des Telefons bestätigte.
Druckerpresse – Johann Gutenberg
Im 15. Jahrhundert herrschte in Europa ein Klima des wissenschaftlichen Aufschwungs. Mit der steigenden Nachfrage nach Büchern konnten die bisherigen Methoden der Buchherstellung nicht mithalten.
Gutenberg, ein gelernter Goldschmied aus Mainz, schaffte es, den Druckvorgang zu mechanisieren und beschleunigen. So legte er das Fundament für die heutige Massenproduktion von Druckwerken wie Zeitungen und Magazinen.
Kugelschreiber – Laszlo Biro
Biro stammte aus einer ungarisch-jüdischen Familie und arbeitete zunächst als Journalist in Budapest. Bei einem Besuch in der Druckerei merkte Biro, wie schnell die für den Druck verwendete Tinte auf dem Papier trocknete. Im Vergleich zur herkömmlichen flüssigen Schreibtinte war Drucktinte solider und schmierte auch nicht. So kam Biro auf die Idee eines Stiftes, der mit Drucktinte schreibt.
So wurde der Kugelschreiber geboren. Biro ließ seine Erfindung in 1938 in Ungarn patentieren – musste aber bald das Land aufgrund des zunehmend judenfeindlichen Klimas verlassen. Er wanderte mit seiner Familie über Frankreich nach Argentinien aus, wo er ein neues Patent für den Kugelschreiber eintragen ließ und mit der Produktion anfing. Bald war er Direktor von Argentiniens größter Kugelschreiberfabrik, „Sylvapen“.
Heute werden Kugelschreiber in England noch immer „Biros“ genannt; Laszlo Biros Todestag wird in Argentinien als „Tag der Erfinder“ gefeiert.
Foto: @trybe via Twenty20