Warum solche Veranstaltungen die Gleichstellung von Männern und Frauen unterminieren – und meinen Finger sofort auf die „Löschen“-Taste rutschen lassen.
Letzte Woche landete eine Einladung in meinem Outlook-Postfach: „Women in Business – ein Abend über die Modewelt mit Late Night Shopping, um die Frühjahrskollektion zu entdecken.“ Ohne eine Sekunde zu zögern, drückte ich auf „Löschen“, genervt.
Warum hat mich diese an und für sich nette Einladung so gestört? Einerseits zeigte sie einen eindeutigen Mangel an Originalität. Frauen und Shopping: das muss ganze zwei Sekunden gedauert haben um auszudenken! Anderseits roch es nach altbackenen Frauenklischees. Davon habe ich genug – und bin damit nicht alleine.
Rein in die Schublade, liebe Damen
Ich teilte die Einladung in Facebook mit meinen Freunden und bin bald auf Resonanz gestoßen. Zu meinem Freundeskreis zählen Akademikerinnen mit PhDs, Anwältinnen, Kommunikationsprofis und Unternehmerinnen. Hochintelligente, ausgebildete Damen, die beachtliche Karrieren hingelegt haben und außerordentliche Leistungen erbringen – jeden Tag.
Wir interessieren uns zwar mehr oder weniger für Mode – wollen aber nicht dauernd darauf reduziert werden. Wir haben ja viel mehr in unseren Köpfen als Kleider, Kuchen und Schuhe! Wir wissen was wir wollen, sind streitbar und politisch und packen mit an. Vor dem Hintergrund fühlt sich jede solche klischeebeladene Einladung wie eine Beleidigung an. Es sagt uns: haltet den Mund und geht doch einen Lippenstift kaufen, Ladys. Look pretty.
Männer werden auch diskriminiert
Zum selben Posting meldeten sich übrigens auch ein paar männliche Freunde. Die mich kennen und wissen ganz genau, dass das einzige Paar Schuhe über die ich mich wirklich unterhalten will, meine Laufschuhe sind. Die aber auch ein Stück weiter denken können und sehen, dass sie selber hier diskriminiert werden. Eine Business-Veranstaltung oder Preisverleihung nur für Frauen gibt es jede Woche. Eine Veranstaltung nur für Männer? Undenkbar!
Die Einladung zum Mode-Abend nervte umso mehr, weil – Überraschung! – Männer sich auch für Mode und Kosmetik interessieren! Pflegeprodukte für den männlichen Körper – mittlerweile ein boomendes Geschäft mit steigender Nachfrage. In der Modewelt spielen die Männer seit jeher eine entscheidende Rolle. Jean-Paul Gaultier, Tom Ford, Valentino…das sind nur ein paar Namen, die mir spontan einfallen, wenn ich an Mode denke. Also kein Grund, die Männer hier auszuschließen.
Der Weg zur Gleichstellung: Trennungen aufheben
Der Kern meiner Abneigung gegen „Frauen-Only“ Veranstaltungen liegt eigentlich in deren Widersprüchlichkeit. Sie wollen Frauen fördern; de facto tun diese künstlichen Trennungen jedoch nichts anderes als das große gesellschaftliche Ziel – die Gleichstellung von Mann und Frau – zu unterminieren. Sie bewirken, dass Männer und Frauen weiter auseinanderdriften, statt selbstbewusst aufeinander zugehen.
Schließlich werden wir echte Gleichheit erst dann erreichen, wenn Sonderbehandlungen im Business auf ein absolutes Minimum reduziert werden (z.B. Mutterschutz) und Männer und Frauen sonst zusammen auf Augenhöhe arbeiten, kommunizieren und sozialisieren. Den ersten Schritt in diese Richtung tun wir, wenn wir überholte Rollenbilder aus dem Kopf und aus dem Veranstaltungskalender löschen.
Foto: Ged Carroll