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Gründen mit 50 plus: Warum die zweite Lebenshälfte der ideale Zeitpunkt für ein eigenes Unternehmen ist

Gründen mit 50+ | Gastartikel von Geli Nelißen

Gastartikel von Geli Nelißen

Endlich der eigene Chef sein, sich selbst verwirklichen und Lebenserfahrung weitergeben – das sind häufige Gründe, um sich mit 50plus selbstständig zu machen. Gleichzeitig ist der Respekt vor einem Neuanfang in der zweiten Lebenshälfte groß: Wir alle wissen, dass der Arbeitsmarkt nicht gnädig ist, wenn man ein bestimmtes Alter erreicht hat. Als Best-Ager gehört man vermeintlich zum alten Eisen und wird schnell auf dem Abstellgleis geparkt.

Als Führungskraft in einem internationalen Konzern musste ich selbst diese Erfahrung machen und wurde mit der Frage „Was jetzt?“ konfrontiert. Meine Antwort war der Schritt in die Selbstständigkeit mit 55 Jahren –  meine persönliche Erfolgsgeschichte. Heute unterstütze ich andere Gründerinnen und Gründer auf diesem Weg und zeige, dass es nie zu spät ist, neu durchzustarten.

Drei Dinge, die Gründer 50plus erfolgreich machen

In der Summe ist es ein Zusammenspiel mehrerer Faktoren. Aber drei Dinge möchte ich hier in den Mittelpunkt stellen.

Wissen und Erfahrung

Späte Gründer haben jahrelange Berufserfahrung, kennen ihre Branche und ihre Mechanismen. Sie können besser einschätzen, ob eine Businessidee sinnvoll ist und wägen Potenzial und Risiken effektiver ab. Sie planen in der Regel vorausschauender und können sich gut organisieren. Wenn Du Dich in derselben Branche selbstständig machst, in der Du zuvor angestellt warst, hast Du auch den Vorteil auf Kontakte und potenzielle Kunden zurückgreifen zu können. Ein bestehendes Netzwerk ist gerade zu Beginn sehr wertvoll.

Persönliche Eigenschaften

Was ebenfalls über Deinen Erfolg entscheiden wird, sind persönliche Eigenschaften wie Disziplin, Zielstrebigkeit und Menschenkenntnis, die mit höherem Alter sehr viel ausgeprägter sind. Letztere wird Dir insbesondere helfen, ein Team aufzubauen und Mitarbeiter zu führen. Das ist zu Beginn der Gründung noch nicht relevant – anfangs ist es sinnvoll, sich schlank aufzustellen, um die Ausgaben und Investitionen überschaubar zu halten – später können die richtigen Mitarbeiter aber den Erfolg Deines Unternehmens wesentlich beeinflussen.

Finanzieller Spielraum

Ein weiterer wichtiger Punkt ist Dein finanzieller Hintergrund. Mit 50 plus hast Du in der Regel mehr monetären Spielraum in Form von Erspartem, passiven Einkünften oder Lebensversicherungen. Gleichzeitig kannst Du leichter ein Darlehen bei Banken bekommen, weil bestimmte Sicherheiten auf Deiner Seite vorhanden sind. Das alles verschafft Dir wertvolle Luft beim Gründen und eine bessere, entspanntere Ausgangslage.

Warum ich mit über 50 ein eigenes Business gegründet habe

Aufgrund der Krankheit meines in der Zwischenzeit verstorbenen Mannes, hatte ich mich für eine berufliche Auszeit entschieden, um ihn zu pflegen und zu versorgen. Mein damaliger Arbeitgeber hat mir die Garantie gegebenen, in meine Position als Führungskraft zurückzukommen. Nur wurde sich nicht an die Vereinbarung gehalten. Ich habe zwar eine Ausgleichszahlung bekommen, aber trotzdem stand ich mit 55 Jahren an einem Punkt in meinem Leben, an dem ich eine Entscheidung treffen musste. Was mache ich jetzt? In diesem Alter auf dem Arbeitsmarkt Fuß zu fassen, ist alles andere als leicht. Zwar wurde ich zu Vorstellungsgesprächen eingeladen, daraus geworden – sodass es für mich finanziell attraktiv gewesen wäre – ist aber nie etwas.

Also fasste ich den Entschluss, ein eigenes Unternehmen zu gründen. Mein Umfeld reagierte zuerst mit Unverständnis: Wieso willst Du denn noch arbeiten – Du hast eine Witwenrente, Du hast Einnahmen aus Mietobjekten? Aber ich hatte den Ehrgeiz und festen Willen, wieder zu arbeiten und mit meinem Können der Welt etwas zurückzugeben. Immerhin hatte ich nicht umsonst zwei Studiengänge absolviert und viele Jahre in leitenden Funktionen gearbeitet.

Was Du daraus lernen kannst

Das erste Jahr führte ich mein Unternehmen allein, um Kosten zu sparen und konnte schnell zwei mittelständische Kunden gewinnen. Dann fing ich an, ein Team aufzubauen. Hier kam mir meine Führungserfahrung auf Konzernebene zugute. Mein wichtigstes Learning, das ich auch meinen Kunden weitergebe: Bezahlt Eure Mitarbeiter von Anfang an großzügig. Zufriedene Mitarbeiter tun alles für Dich und unterstützen Dein Wachstum. Ich hatte Phasen, in denen ich meinen Mitarbeitern mehr bezahlt habe, als mir selbst als Chefin. Das ist auch Unternehmertum – zu wissen, was es in einem bestimmten Moment braucht und sich selbst zurückzustellen, wenn es der Firma langfristig zugutekommt.

Meine Erfahrungen und mein Wissen gebe ich in meinem Buch „Start-up – So baust Du Dir in der zweiten Lebenshälfte Dein eigenes Business auf“ weiter.

 Wichtige Punkte für den Schritt in die Selbstständigkeit:

  • Überprüfe Deine Businessidee. Wie ist die Marktlage, wie die Nachfrage?
  • Schaffe Klarheit über Deine Kosten: Arbeitest Du mal von zu Hause oder mietest Du Büroräume? Wähle zu Beginn einen flexiblen Rahmen und setze eher auf Ikea als auf Designer Möbel.
  • Du brauchst verlässliche Technik. Hier lohnt es sich, von Anfang an in etwas Vernünftiges zu investieren.
  • Schreibe einen Businessplan mit Fokus auf die nächsten ein, drei und fünf Jahre. Die meisten scheitern im ersten Jahr – deswegen ist es wichtig, dass Du Deine Finanzen und Ziele von Anfang an im Blick hast.
  • Hole Dir Unterstützung in Form von Mentoring oder Business Angels und wende Dich an Technologie- und Gründerzentren. Dort kannst Du nicht nur Räumlichkeiten mieten, sondern erhältst auch technischen Support, Beratung für Deine Selbstständigkeit und Austausch mit anderen Unternehmen
  • Grundsätzlich: Gib nicht auf! Rückschläge gehören dazu. Wichtig ist es dranzubleiben.

Wichtig: Wenn Du etwas nicht kannst oder nicht weißt, wie es funktioniert, kaufe Dir Expertise ein. Allen voran einen guten Steuerberater. So stellst Du Dein Unternehmen auf solide Füße und verlierst keine kostbare Zeit mit Dingen, die außerhalb Deiner Geniezone liegen.

Das Beste kommt zum Schluss

Wenn Du den Schritt wagst und Dich traust, als Best Ager etwas Eigenes auf die Beine zu stellen, dann sei Dir sicher: Das hält Dich fitter als jedes Fitnessstudio. Du wirst auf positive Weise konstant herausgefordert und entwickelst Dich weiter! Nichts macht so jung wie ein eigenes Unternehmen. Und noch ein Tipp am Ende: Der beste Zeitpunkt ist immer jetzt.

Über die Autorin

Geli Nelißen ist Unternehmensberaterin und Autorin von “Start-up – So baust Du Dir in der zweiten Lebenshälfte Dein eigenes Business auf“.

Nähere Informationen: https://www.geli-nelissen.de/

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